Montag, 20. Januar 2014

Ein Coup. Ein zweiter Kommentar. Das Museum der Moderne in Salzburg und die Generali Foundation

Dieser Kommentar bezieht sich auf den gestern verfassten Post zur Kooperation (um das neutralste aller Worte dafür zu verwenden) zwischen der Generali Foundation und dem Museum der Moderne Salzburg. Die durch eine Presseaussendung mitgeteilten Aspekte der Kooperation sollte man dort nachlesen: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-ubernahme-eine.html

Kommentar (2) 

Das Land Salzburg bezahlt den Museumsbetrieb einschließlich Erhaltung des Baues, Lohnkosten der Mitarbeiter, die Errichtung eines Depots, die Kosten der Deponierung, die Kosten der Einrichtung der Dauerausstellung, die Kosten für Marketing und Pressearbeit, für Kataloge u.v.a.m.
Die Generali-Foundation spart sich (einige ihrer bisherigen) Mitarbeiter, den Aufwand für den bisherigen Standort, den sie u.U. als Immobilie verwerten kann, sie bekommt kostenloses Image und ihre Sammlung wird über die Laufzeit der Leihgabe von 25 Jahren eine veritable Wertsteigerung erfahren (und sich damit der Einsatz des Ankaufsbudgets sehr günstig verzinsen), unter andern deswegen, weil sie eine für den Kunstmarkt attraktive "museumsreife" Sammlung eines klassischen öffentlichen Museums besitzt. Womöglich kann die Generali Foundation dann, wenn das im Vertrag nicht untersagt ist (was ich mir nicht vorstellen kann, weil das eine Schmälerung des Verfügungsrechtes über Privateigentum wäre), die Sammlung oder Teile daraus verkaufen, ohne der Öffentlichkeit etwas zu schulden.
Dabei geht es um eine Sammlung, die sich kritisch mit Politik, (Kunst)Markt, Ökonomie auseinandergesetzt hat und in der mit Hans Haacke die direkte Institutionenkritik am Museum und an seinen ökonomischen und machttechnischen Rahmenbedingungen einen prominenten Platz hatte - eine Kritik an genau jenen Machtverhältnissen und -techniken, wie sie sich im gegenständlichen Fall zeigt - einschließlich des inferioren Umgangs mit den bisherigen MitarbeiterInnen der Foundation und ihrer Leiterin, die bis heute Montag, anders als versprochen, nicht über die Absichten der Foundation in Bezug auf ihre Rolle, unterrichtet sind und die nicht über den "Deal", der ihre Arbeit in Wien beendet, unterrichtet wurden.
Nach der Transformation der Grafischen Sammlung Alberten mithilfe der Sammlung des Ehepaares Batliner (die sie dem Museum der Moderne in Salzburg zuvor angeboten hatten, aber an der Kritik an der prominenten wie, nun sagen wir mal, von vielen Jornalisten und Beobachtern als ebenso problematisch eingestuften beruflichen Tätigkeit Herrn Batliners scheiterte) und der Einrichtung der Leopold-Stiftung ist das das dritte Beispiel einer - indirekten und unterschwelligen -, Privatisierung eines öffentlichen Museums.
Es ist eine Übernahme und eine Preisgabe. Aber alle, Initiatoren wie Berichterstatter, sind zufrieden, glücklich oder gar enthusiastisch.
Der Schaden, nimmt man nicht nur diesen aktuellen Fall, sondern die genannten Beispiele ins Auge, ist nachhaltig und wird es bleiben, denn es geht um die Preisgabe eines kulturellen Projekts, das untrennbar mit liberaler und diskursiver Öffentlichkeit, öffentlicher Verwaltung und sorglicher Erhaltung, egalitärer Nutzung im Interesse aller ohne jeden Ausschluss und um auch materiell-rechtlichen Gemeinbesitz an den kulturellen Gütern verbunden war.

Ein dritter Kommentar - zu einer bemerkenswerten Meinungsänderung von Sabine Breitwieser hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-gravierende.html

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