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Donnerstag, 30. März 2023

Das Museum ist zu selbstverständlich


Vor Jahren stellte auf einer Tagung eine Kuratorin das Konzept eines Stadtmuseums für eine deutsche Großstadt vor. Zu meiner Verblüffung berichtete sie, daß das Museum von der Bevölkerung gar nicht gewünscht werde. Es wurde dennoch realisiert. Ein Schweizer Freund erzählte mit großem Bedauern, vom Verschwinden von kleinen Museen in der Region, in der er lebt, und daß er sich als Berater um deren Weiterbestand bemüht. Für ihn sieht es so aus, als würden andere kulturelle Betätigungen für die Bewohner attraktiver geworden sein. Auch aus Österreich mehren sich Beispiele dafür, daß vor allem ehrenamtlich getragene lokale Museen scheitern, weil sich niemand mehr findet, der sie betreiben will. Auch in solchen Fällen sieht sich die Politik oder private Initiativen oft veranlasst, zur „Rettung“ der bedrohten Institutionen einzugreifen indem man Beratungen, Tagungen und Weiterbildung organisiert und finanziell interveniert. 

 Allen Fällen ist gemeinsam, daß das Museum an und für sich erhaltenswert erscheint. Auch wenn das Desinteresse offensichtlich wird, soll es nicht untergehen. Das Museum gilt als fraglos anerkannter Wert. Man fragt erst gar nicht nach den Aufgaben des Museums, nach seinem aktuellen Sinn. Museen gelten als schützenswert, als wären sie eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Das Festhalten an einer Idee, deren Sinnhaftigkeit man nicht mehr hinterfragt, erspart einem einfache und naheliegende Fragen selbst angesichts drohender Abwicklung von Museen: Kann es nicht sein, daß sich die einschlägigen Konzepte, die gebotenen Inhalte, die konventionellen Erzählungen, die angesammelten Objektwelten überholt haben, keinen zeitgemäßen Bedürfnissen mehr entsprechen, die gegenwärtige Lebenswelt potentieller Besucherinnen nicht mehr abbilden und erreichen? Kann es nicht sein, daß das Museum sich allmählich abkoppelt von den immer dringlicher werdenden Gegenwartsfragen, den sozialen und politischen Konflikten, den Krisen, die mehr und mehr den Alltag der Menschen erreichen? 

Ist das nicht anders bei der Literatur, dem Kino, dem Theater, selbst bei der aufwändigen Kunstform Oper. Hier gibt es Debatten ums Grundsätzliche, kühne Projekte, radikale Transformation, rasches Reagieren auf die multiplen Krisen mit ihren vielen Ursachen. Den durch die Corona-Pandemie bedingten Problemen stellt man sich: Publikumsschwund, Desinteresse der jüngeren Generation, Veralten ästhetischer Haltungen uam. Diese selbstkritische Debatte bleibt nicht auf Fachzeitschriften und Wissenschaftszirkel begrenzt, sie reicht bis in die Feuilletons der Zeitungen, in die PR-Interviews mit Künstlern aber vor allem auch in die aktuelle Praxis. Die Zweifel an den Kunstformen werden offen thematisiert und in der Praxis erprobt man Alternativen und Auswege, sucht auch das riskante Experiment. 

Ist es nicht so, daß es in Literatur, Theater oder Kino weitaus mehr und radikalere Infragestellung der überkommenen Formen gibt, der gesellschaftlichen Aufgaben, der Produktionsbedingungen, der Förderungswege als beim Museum? Dabei gäbe es beim Museum genug Anlass zum reflexiven Innehalten. Nehmen wir ein Beispiel: Die nur dem Museum eigenen Restitutionsdebatten, sei es infolge des NS-Raubes oder der kolonialen Ausbeutung, hat das prinzipiell affirmative Verhältnis zum Museum nicht beschädigen können. Das Wissen um die Grundlage vieler Sammlungen in Enteignung, Raub, Diebstahl kratzt nicht am Image der hochkulturellen Institution, die vorgeblich das Kostbarste unseres materiellen Erbes bewahrt. Auch die neue Bewegung der Klimaaktivistinnen, die sich ja so öffentlichkeitswirksam gegen Kunstmuseen richtet, bewirkt eher eine Verteidigung der unverzichtbar scheinenden Institution. 

Die Kehrseite der Verteidigung der „Heiligen Schatzbildung“ des Museums ist die Aggression die die Aktivistinnen trifft. Kaum jemand will sich eingestehen, daß die Attacken der Klimaktivistinnen nicht so sehr der Kunst gelten, als dem problematischen Unsterblichkeitsversprechen der Institution bei möglichst unverändertem Status. Der Aktivismus macht darauf aufmerksam, daß eben nichts und niemand in einer dystopisch geformten Zukunft „übrig“ bleibt. Das Verschwinden wird alles und alle treffen. Niemand will und kann sich das Museum anders als zeitlich unbegrenzt vorstellen. Aber No future gilt auch für das Museum und für die gesamte kulturelle Überlieferung, daran erinnern die Proteste. 

Es gibt schlechte Literatur, es gibt schlechte Filme und es gibt schlechtes Theater. Aber es gibt kein schlechtes Museum. Und daher auch keine Notwendigkeit, über das Museum grundsätzlich nachzudenken. Es existiert keine Museumskritik. Museen werden, wenn sie sich überholen, nicht geschlossen, sondern sie können sich jahrzehntelang irgendwie dahinschleppen, wie das Heeresgeschichtliche Museum in Wien zeigt, dessen Ausstellungen z.T. fast schon siebzig Jahre alt sind. Vor strukturellen Widersprüchen und Schwächen der Institution Museum verschließt man die Augen. 

Was ich damit meine, erläutere ich wiederum an einem Beispiel. Museen beschäftigen sich mehr denn je, sogenannte Nichtbesucher zu gewinnen. Es gibt Forschungen und Programme dazu. Aber die lang bekannte Tatsache, daß es soziale und bildungspolitische Gründe dafür gibt, daß sich etwa 50% der Bevölkerung dem Museum verweigern, wird weitgehend ignoriert. Die soziale Distinktion, die dem Museum zugrunde liegt und die vom Museum noch verstärkt wird, bleibt tabu. Ich kenne keine nachhaltig wirksamen Projekte, mit denen das Einbinden ausgeschlossener Gruppen gelungen wäre. Einzelfälle gibt es, strukturell bewegt sich nichts. 

Im Bemühen um Nichtbesucher steckt eine erstaunliche Blindheit: man unterschätzt die hegemoniale Funktion von Kultur. Deren Werte werden von eher schmalen Eliten aufrecht erhalten und tradiert. Nun möchte man auch von Nichtbesuchern verlangen und erwarten, daß sie diese Werte teilen. Wenn aber diese Werte offensichtlich für die Angesprochenen gar keinen Wert darstellen? Denn: Wer nicht durch Familie und Schule im Umgang mit Bildungsinstitutionen vertraut gemacht wurde, wird Museen kaum aufsuchen, weil er dort kaum seine Lebenswelt wiederfinden wird. Er ist doppelt ausgeschlossen, ihm fehlen die Werkzeuge und das Motiv. Dennoch hält man das Museum für eine derart bedeutende Einrichtung, daß sie für jedermann von Interesse sein soll und der Anspruch erhoben wird, daß jedermann jedefrau von ihm Gebrauch machen sollen. 

Die Anstrengungen, die man zum Anwerben von Nichtbesuchern unternimmt, ähneln den Methoden des Marketings und der Warenwerbung. Sie sollen den Kulturkonsum erleichtern und verbreitern – eine Marktstrategie -, aber sie bewirken so gut wie nichts. Das hält man dann auch noch für demokratisch. Während man ignoriert, wie undemokratisch die sozialen und bildungspolitischen Grundlagen des Konsums von Hochkultur sind, die einen so großen Teil der Bevölkerung davon fern halten. Erst wenn man zur Kenntnis nimmt, daß auch Museen ihre fragwürdigen Seiten haben, Menschen aktiv ausschließen, erst wenn man sich auf sowohl strukturelle als auch in der (Ausstellungs)Praxis wirksame Probleme einläßt, wird man imstande sein, Konzepte zu entwickeln. Konzepte, die die Kritik an der Institution aufnimmt und ihr gerecht wird. 

Museumskritik ist nötig und überfällig, um seine gesellschaftliche Rolle immer wieder zu befragen und zu justieren. Diese Kritik müsste in den Medien geleistet werden und sie müsste vor allem von den Museen selbst geleistet werden. Davon sind wir weit entfernt. Worauf warten Museen angesichts der drängenden und vielfachen Herausforderungen? 


Zwei Literaturhinweise zu Publikation, die Kritik am Museum leisten, wenngleich sich die Probleme seit deren erscheinen vertieft und vermehrt haben, denen sich Museen ausgesetzt sehen: Daniel Tyradellis: Müde Museen. 2014. Walter Grasskamp: Das Kunstmuseum. Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion. 2016 

Dieser Text ist eine überarbeite und erweiterte Fassung eines Beitrags der in der Zeitschrift des Museumsbundes erschienen ist. Neues Museum, März 2023, Heft ½ S.82/83

Sonntag, 19. Februar 2023

Zukunft: Kontroversen. Der neue Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums deklarieret sich

Stefan Weiss, Der Standard, interviewt den neuen Leiter des HGM

Einige Zitate

Hoffmann: Als Reaktion auf die beiden Expertenkommissionen und den Rechnungshof-Bericht haben wir (...) klare Regeln festgelegt: Der eingesetzte wissenschaftliche Beirat mit Präsidium wird ein Garant dafür sein, dass es völlig freie Entfaltung gibt. Der Handlungsspielraum für eine Weiterentwicklung des HGM wird groß sein. Das war für mich auch Grundvoraussetzung, um das Amt anzutreten. (…) 

Museen haben abseits der Verwaltung und Zurschaustellung von Objekten heute noch viele weitere Aufgaben: Sie müssen diskutieren, gehen stark in den digitalen Raum, werden internationaler, haben viel mehr Wechselausstellungen … Wir müssen auf gesellschaftliche Themen, die aktuell sind, reagieren. Nur mit Wechselausstellungen kann man einen diskursiven Charakter entwickeln. ...Gegenüber Rechtsextremismus gibt es eine Null-Toleranz-Politik, das ist klar. 

STANDARD: Die Initiative "HGM neu denken" wurde bisher vom Haus offiziell gemieden. Wollen Sie auf die Kritikerinnen und Kritiker zugehen?

Hoffmann: Im wissenschaftlichen Beirat ist die Initiative bereits jetzt repräsentiert. Natürlich möchte ich auf "HGM neu denken" zugehen und mit ihr gemeinsam an konstruktiven Lösungen arbeiten. Die Diskussion muss von vielen Seiten geführt werden.

Quelle: Stefan Weiss: Neuer Chef des Heeresgeschichtlichen Museums: "Kontroversen bringen uns nach vorne". Mit dem neuen Direktor Georg Hoffmann schlägt das Heeresgeschichtliche Museum einen Pfad der Modernisierung ein. Ein Gespräch über zeitgemäße Militärgeschichte und kaputte Fußböden. In: Der Standard: 18. Februar 2023


Nun mal ausschließlich optimistisch gedacht: Der neue Leiter ist offen dafür, beraten zu werden, Kontakt zu anderen Museen aber auch zur zivilgesellschaftlichen Initiative #hgmneudenken zu suchen. Er bedient sich der in den Veranstaltungen von #hgmneudenken akkumulierten Ideen. Er ist willens, auch konflikthafte Positionen zu beziehen, sowohl in der Planung als auch in der Konzeption von Ausstellungen. Er erhält die Rückendeckung für eine umfassende Neukonzeption der Dauerausstellung und ausrechend Geld, um das Museum zu sanieren.

Ich denke, es wird sich relativ rasch zeigen, ob so viel Optimismus berechtigt ist. Ein kritisches historisches Museum kann Österreich gut brauchen.


Sonntag, 12. Februar 2023

Heeresgeschichtliches Museum - Kein Ende der Farce

Allen größeren Tageszeitungen, dem ORF Rundfunk und TV war es eine Meldung wert: Der nach massiven und vielfachen Vorwürfen nicht weiterbestellte frühere Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, Christian Ortner, wird Leiter des Institut für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) an der Landesverteidigungsakademie. 

Ohne Ausschreibung, und, wie die Medien betonen, und ohne die fachliche Qualifikation dafür zu haben. Ortner sei nämlich Experte für den Ersten Weltkrieg und davor, das Institut befasse sich aber mit Fragen der aktuellen Sicherheitspolitik

Die Kritik kommt diesmal aber nicht bloß "von aussen", sondern aus dem Heer selbst, aus der Personalvertretung. Und diese Kritik ist heftig. Ein Personalvertreter der Dienststelle, Herwig Jedlaucnik spricht von „Postenkorruption“ und der KURIEr zitiert: "Die Belegschaft des Instituts sieht in der Bestellung "Korruption und Rechtsbruch".

Die Verfehlungen Ortner, die der Rechnungshof festgestellt hat, die Vorwürfe den zustand des Museums betreffend, der von eigens eingesetzten Untersuchungskommissionen festgestellt wurden, scheine keinerlei Bedenken ausgelöst zu haben, Ortner mit dem Posten des ISS-Chefs zu betrauen. Auch die massiven Vorwürfe des Mobbing gegen etwa ein Dutzend MitarbeiterInnen wurde zurückgewiesen. Diese seien aufgeklärt und hätten sich als nicht stichhaltig erwiesen. Andrerseits wurde bekannt, daß mit keinem einzigen der MitarbeiterInnen, die den Vorwurf des Mobbings erhoben hätten, befragt worden sei. 

Die meisten Zeitungen behandeln die Bestellung unter dem Stichwort Postenschacher. Nur die Wiener Zeitung berichtet über einen bemerkenswerten Aspekt, der Ortners Berufung in einem noch mal anderen Zusammenhang bemerkenswert erscheinen läßt. In einem Brief, auf den sich die "Wiener Zeitung" beruft und der an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) gerichtet ist, heißt es, dass eine Auflösung des Instituts in den Raum gestellt worden sein soll.

Die Wiener Zeitung: "Das ist noch nicht alles: Seit Monaten habe es schon Gerüchte gegeben, dass Ortner vom Heeresgeschichtlichen Museum zum Institut für Strategie und Sicherheitspolitik gelotst werden sollte. Laut Personen aus der Landesverteidigungsakademie gebe es außerdem Pläne, das Heeresgeschichtliche Museum bei dem Institut anzugliedern und den Institutsschwerpunkt auf Historisches zu ändern. Das hätten Kabinettsmitarbeiter von Tanner intern schon kundgetan. Analysen aktueller sicherheitspolitischer Fragen würden dann nur noch bei externen Vereinen liegen, befürchtet die LVAk."

Das würde bedeuten, daß Ortner auf diesem Umweg zum Vorgesetzten des eben berufenen neuen Leiters des Heeresgeschichtlichen Museums würde und damit gewissermaßen Direktor des Museums bliebe.




Sonntag, 11. Dezember 2022

"Kein republikanisches Selbstverständnis". Elena Messner im Gespräch mit Christa Zöchling über das Heeresgeschichtliche Museum


Elena Messner im Gespräch mit Christa Zöchling vom profil

https://www.profil.at/podcasts/elena-messner-kein-republikanisches-selbstverstaendnis/402248799


Und hier der Artikel zum HGM von Christa Zöchling im jüngsten profil:

https://museologien.blogspot.com/2022/12/alexandra-foderl-schmid-suddeutsche.html


Alexandra Föderl-Schmid (Süddeutsche Zeitung) und Christ Zöchling (profil) kommentieren die jüngste Entwicklung am Heeresgeschichtlichen Museum

Kurz hintereinander haben die Süddeutsche Zeitung und das profil Beiträge zum Heeresgeschichtlichen Museum gebracht. Hier die Links und Leseproben:

Alexandra Föderl-Schmid: Museumschefs gesucht. Noch dieses Jahr soll feststehen, wer nach den Turbulenzen um das Heeresgeschichtliche Museum künftig das Haus führen soll. Es ist nicht die einzige vakante Leitung, die es an den Wiener Museen zu besetzen gilt. In: Süddeutsche Zeitung 9. Dezember 2022
https://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-heeresgeschichtliches-museum-tanner-ortner-hollein-kunsthistorisches-museum-albertina-schroeder-1.5711601?reduced=true

Zitat: “Außerdem wurde in einem offenen Brief, den bisher 70 Experten aus dem museologischen und historischen Fachgebiet unterzeichnet haben, Kritik am bisherigen Procedere geübt. In dem Appell wird eine "Neuausschreibung und ein Berufungsverfahren, das öffentlich und unter Einbeziehung in- und ausländischer ExpertInnen stattfindet und den Weg zur grundlegenden Erneuerung des Museums öffnet" gefordert. Kritik wurde an der Berufungskommission geübt, weil diese "fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen" bestehe.
Von der Ministerin wurde zwar Ende 2021 ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, der aber den geltenden Regularien zufolge keinerlei Befugnis bei der Auswahl der Museumsleitung hat. Ministeriumssprecher Michael Bauer verweist im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung darauf, dass das Verfahren so abgehalten wurde, wie es das Ausschreibungsgesetz vorsieht. Wenn man Findungskommissionen oder externe Wissenschaftler in die Entscheidungsgremien mit einbeziehen wolle, müsse dafür das Ausschreibungsgesetz geändert werden. Er verwies auch darauf, dass von der Ministerin eine Personalberatungsfirma beauftragt wurde, die Erfahrung im öffentlichen Bereich habe.
Wohl als Reaktion auf die Kritik wurden kurzfristig drei weitere Bewerber eingeladen
(…) Nun wurden aus dem größeren Kreis der Bewerber in dieser Woche kurzfristig weitere Bewerber zu Gesprächen für diesen Freitag nach Wien geladen, was von Eingeladenen als Reaktion auf die Kritik am Bestellungsverfahren gewertet wurde.
Aus dem Ministerium heißt es, dass dennoch noch bis Jahresende eine Entscheidung fallen soll. Angesichts der massiven Kritik dürfte sich Tanner sehr gut überlegen, ob sie tatsächlich nochmals den Favoriten vieler Berufssoldaten und so mancher Beschäftigter nominiert.

Christ Zöchling: Hat das Heeresgeschichtliche Museum eine Zukunft? Eine neue Historikergeneration sagt: Nein, in der Form nicht, und fordert eine Reflexion über Militär und Krieg, die einer Republik würdig ist. In: profil
11.12.2022

Zitat: „Der umstrittene Direktor Ortner ist freilich nur das Symptom eines Konflikts, der tiefer geht. Was man mit diesem Museum tun soll, ist eine Generationenfrage geworden. Eine Historikergeneration, die die Kolonialgeschichte aufarbeitet, den österreichischen Opfermythos lächerlich findet und bereit ist, Denkmäler zu stürzen oder zumindest kritisch zu hinterfragen, findet ein Festhalten am Habsburg-Mythos und militaristischen Heldenlegenden einer Republik unwürdig.“
Zitat: „Generell: kein Gesamtkonzept, keine Erzählung und auch  keine Leitidee.  Nur immer „Ruhm und Ehre“ des Hauses Habsburg und seiner Heerführer sowie propagandistische Verzerrungen bis hin zu stereotypen Feindbildern.“
Zitat: „Zur Tradition des Hauses gehört auch, dass man über die Nachkriegsdirektoren, die NSDAP-Mitglieder waren, nobel schweigt. Einer von ihnen, Heinz Zatschek, war sogar im Büro von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, der mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt war, tätig gewesen. Im Museum findet sich auf der Tafel für Zatschek dazu kein einziges Wort.“


Montag, 5. Dezember 2022

Heeresgeschichtliches Museum. Die Bewerber



An dieser Stelle hatte ich die Namen der sechzehn Bewerber um den Leitungsposten des Heeresgeschichtlichen Museum veröffentlicht. Im Sinne der wünschenswerten Transparenz des Bewerbungsverfahrens. Es scheint das nicht in jedermanns Interesse zu sein und es gibt Überlegungen oder Vorbereitungen aus dem Kreis der MitarbeiterInnen des Museums, zu klagen. Deswegen lösche ich diesen Post. 

 



Heeresgeschichtliches Museum. Personalstand 2021

In den Debatten um das Heeresgeschichtliche Museum wurde immer wieder gefragt, wie viele Mitarbeiterinnen das Museum denn hätte. Auf der Webseite finden sich keine Angaben zum Personal, was eher unüblich für Museen ist. Hier nun der Personalstand 2021. Quelle: Jahresbericht des Heeresgeschichtlichen Museums.








Sonntag, 4. Dezember 2022

Heeresgeschichtliches Museum. Reaktionen auf den Mobbingvorwurf




Kurz nach dem Bekanntwerden der Mobbingvorwürfe - etwa ein Dutzend Personen von insgesamt 80 BeamtInnen und MitarbeiterInnen hatte ihn unterzeichnet - wurde eine andere Unterschriftenliste bekannt, die die Vorwürfe zu relativieren versuchte. Zu dokumentarischen Zwecken veröffentliche ich den an Minister Tanner gerichteten Brief (ich habe nur den etwas beschnitten Text mit unleserlicher Unterschrift).

Von den von Mobbing Betroffenen heißt es (5.12), daß keinerlei Schritte unternommen wurden, sie zu kontaktieren und ein Mobbingverfahren einzuleiten.



Elena Messner: Zurück an den Start! Die Bestellung der HGM-Direktion muss gestoppt werden




Elena Messner: Zurück an den Start! Die Bestellung der HGM-Direktion muss gestoppt werden
  

Der durch Medienberichte bekannt gewordene Stand des Bestellungsprozesses für die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) zeigt einmal mehr, dass das grundlegendste Problem des HGM seine Zugehörigkeit zum Verteidigungsministerium ist. Was öffentlich bislang kaum bekannt war: Die Auswahl für den Dreiervorschlag an die Ministerin (eine Frau ist nicht darunter) trifft eine fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen zusammengesetzte Bewertungskommission des BMLV. Diese besteht aus zwei von Ministerin Tanner bestimmten Dienstgebervertretern sowie zwei vom Zentralausschuss des BMLV eingesetzten Dienstnehmervertretern. Die beiden zuletzt Genannten gehören durch die jetzige politische Konstellation der ÖVP an. Diese Kommission hatte die „Eignung“ der Bewerber zu beurteilen, obwohl ihren Mitgliedern jede wissenschaftlich-museologische Fachkenntnis fehlt. Das Ergebnis ist ein Dreiervorschlag, auf dem sich der bisherige Direktor des HGM Christian Ortner an aussichtsreicher Stelle befindet. Jener Direktor also, gegen den aktuell Mobbingvorwürfe laut wurden, der aber vor allem jahrelang jede Kritik am Museum ignorierte und sich in Interviews gegen jede Reform des HGM positionierte, und das obwohl die Kritik an diesem Museum vom Rechnungshof ebenso detailreich ausformuliert wurde wie von renommierten Museolog/-innen und Historiker/-innen, die das Ministerium mit einer gründlichen Begutachtung des Museums beauftragt hatte. Es stellt sich die Frage: Wie konnte Ortner die Bestellungskommission davon überzeugen, den vom Ministerium mehrfach glaubhaft angekündigten Reformprozess zu befürworten und umzusetzen? Die Beteuerungen des BMLV, man meine es mit der Reform ernst, werden mit diesem Dreiervorschlag jedenfalls ad Absurdum geführt. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass es bei der Ausschreibung nur vordergründig um die Suche nach dem/der Bestqualifizierten ging, während hinter den Kulissen die Durchsetzung genehmer Kandidaten aus dem eigenen Umfeld betrieben wurde – etliche renommierte österreichische und deutsche Bewerber wurden nicht einmal zum Hearing eingeladen. Rückblickend lässt auch die Abwicklung des Verfahrens diese Vermutung plausibel erscheinen: Die Ausschreibung wurde trotz vehementer Kritik jahrelang hinausgezögert, dann folgte eine sehr plötzliche Ausschreibung im Sommer, die auffällig kurze Bewerbungsfrist und die sehr aufwändigen Unterlagen, die verlangt wurden, erscheinen im Rückblick wie ein systematisches Vorgehen zumindest einiger Akteur/-innen im Ministerium – was zugleich auf tiefgehende Unstimmigkeiten im Ressort schließen lässt. Der Ausschreibungsprozess hat sich zur Farce entwickelt. Wenn Ministerin Tanner den Reformprozess ernst meint, dann muss der laufende Bestellungsprozess gestoppt und die HGM-Direktion neu ausgeschrieben werden. Sonst wird sich ein Verdacht weiter erhärten: Das HGM ist nicht reformierbar und bleibt ein „Verteidigungsmuseum“ bestimmter Kreise im Bundesheer. Dass damit das Ansehen des Hauses, des Ministeriums und auch Österreichs international Schaden nimmt, scheint dabei keine Rolle zu spielen.   

erschienen in: Die Ptresse 28.11.2022

Elena Messner, Kulturwissenschaftlerin, an der Universität Wien, Lehrbeauftragte an der Universität Klagenfurt, Gründungsmitglied von #hgmneudenken. Gem. mit Peter Pirker gab sie 2021 den Sammelband „Kriege gehöre ins Museum. Aber wie?“ (Edition Atelier) heraus

Montag, 28. November 2022

Mitarbeiterinnen des Heeresgeschichtlichen Museums wenden sich mit Mobbingvorwürfen an die Ministerin. Der Brief im Wortlaut

ich gebe den Brief aus dokumentarischen Gründen weiter, aber ohne jeden eigenen Kommentar. GF


Beschwerde über das Verhalten (Mobbing-/Bossingverdacht) unseres Dienststellenleiters, HR Dr. M. Christian Ortner, Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums

An die

Frau Bundesministerin Mag.a. Klaudia Tanner

Bundesministerium für Landesverteidigung Rossauer Lände 1

1090 Wien

Sehr geehrte Frau Bundesministerin!

Wir als aktive und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heeresgeschichtlichen Museums wenden uns mittels dieses Briefes an Sie, um die Zustände, die besonders seit den vergangenen 10 Jahren im Heeresgeschichtlichen Museum gang und gäbe sind, endlich publik zu machen, nachdem frühere Ersuchen um Unterstützung an Vorgesetzte keine Ergebnisse gebracht haben. Da im Artikel „18 Bewerbungen für Direktion im Heeresgeschichtlichen“ vom 28. September in der Tageszeitung „Der Standard“ berichtet wurde, dass sich unser derzeitiger Dienststellenleiter, HR Mag. Dr. M. Christian Ortner, nicht nur wieder um den Arbeitsplatz des wissenschaftlichen Direktors des HGM beworben hat, sondern auch durchaus wieder die Möglichkeit einer Neubestellung bestehe, haben wir verzweifelt den Mut gefasst, uns in dieser Angelegenheit direkt an Sie zu wenden. Wir schreiben diesen Brief auch im Namen zahlreicher Bediensteter, die es angesichts zu erwartender „Konsequenzen“ nicht wagen, sich ebenfalls offen zu bekennen.

Wir erheben hiermit gegen Herrn Direktor Dr. Ortner und seine Führungsmannschaft Beschwerde wegen wiederholten Mobbings (Bossing) im Sinne des § 43a BDG 1979

Beamtinnen und Beamte haben als Vorgesetzte ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und als Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter ihren Vorgesetzten sowie einander mit Achtung zu begegnen und zu einem guten Funktionieren der dienstlichen Zusammenarbeit beizutragen. Sie haben im Umgang mit ihren Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verhaltensweisen oder das Schaffen von Arbeitsbedingungen zu unterlassen, die deren menschliche Würde verletzen oder dies bezwecken oder sonst diskriminierend sind.

Durch Direktor Ortner und sein Führungsteam wurde in den vergangenen Jahren im Heeresgeschichtlichen Museum bewusst ein Klima der Angst, der Drohungen und der Konflikte erzeugt, wodurch es zu einer massiven psychischen Belastung am Arbeitsplatz gekommen ist. Gerade die Konflikte wurden bewusst erzeugt und geschürt (frei nach dem Spruch „je mehr sie miteinander kämpfen, desto leichter kann ich sie führen“).

Die Auswirkungen dieses Klimas lassen sich an der großen Anzahl an Krankenständen ablesen, die zwar von Direktor Ortner immer wieder auf die „Überalterung“ der Belegschaft geschoben wurde, in Wahrheit aber zu einem Gutteil der psychischen Belastung geschuldet ist (abzulesen am Anstieg an Burnout-Fällen und damit verbundenen Langzeitkrankenständen wie auch an anderen schweren Erkrankungen, Herzinfarkten usw.). Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war die „Flucht in den Krankenstand“ über Jahre die einzige Möglichkeit, um den Zuständen am Arbeitsplatz zumindest kurzfristig entkommen zu können. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen bis heute täglich Psychopharmaka, um den Arbeitsalltag bestreiten zu können.

Neben abwertenden Äußerungen über die Belegschaft und einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden innerhalb und außerhalb der Dienststelle Gerüchte, Unwahrheiten und Beleidigungen verbreitet. Immer wieder wird betont, wie „unfähig“ alle Mitarbeiter des HGM wären. Den bösartigen und nachteiligen Äußerungen konnten wir bisher nie entgegentreten, da neben Direktor Ortner nur ein kleiner und ausgesuchter Kreis für das Museum nach außen spricht. Dazu kommt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder vor allem verbal massiv bedroht werden (O-Ton: „Du bist ein Krebsgeschwür, das man herausschneiden muss.“, „Ich mache dich einen Kopf kürzer.“ „Du bist ein Feind des Museums.“). Die Drohungen erstreckten sich auf Kündigung bzw. Entlassung, den Einsatz der militärischen Geheimdienste („Das Abwehramt weiß alles was du sagst, ich habe sie schon informiert.“) und dem „Versprechen“, einem das dienstliche Leben zur Hölle zu machen. Man solle sich nur ja nicht „wohl fühlen“. So werden schriftliche Ermahnungen und dienstrechtliche Verfahren, die bisher allesamt zugunsten der Mitarbeiter ausgegangen sind (wobei allerdings bis jetzt niemals jemand hinterfragt hat, warum diese Verfahren überhaupt angestrengt wurden) immer wieder eingesetzt, um einzuschüchtern, zu demütigen und zu bestrafen. Dabei werden oftmals Begründungen geradezu an den Haaren herbeigezogen. Diese Praxis begann in Wahrheit bereits kurz nach dem Amtsantritt von Direktor Ortner (siehe Beilage – dort kam es zur letztlich vom Gericht aufgehobenen Kündigung, weil der entsprechende Bedienstete Direktor Ortner beim Betreten eines Saales im Museum nicht zuerst gegrüßt hatte). Bis heute haben die vorgesetzte Dienststelle und alle involvierten Abteilungen das, wie bereits erwähnt, noch nie hinterfragt.

Dazu treten „Kleinigkeiten“ wie beispielsweise Verbote, mit bestimmten MitarbeiterInnen Mittag zu essen („Man muss sich schon aussuchen, mit wem man Mittagessen geht.“), oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Informationen zukommen zu lassen. Genau diese künstliche „Verknappung“ von Informationen ist eine weitere Form der üblichen Machtausübung und des Bossings im HGM. Nur wer im engsten Kreis der Leitung aufgenommen ist, bekommt Informationen. Das führt oft zu Bloßstellungen gegenüber Außenstehenden, und außerdem ist es uns dadurch oft unmöglich, unseren eigentlichen Aufgaben nachzukommen zu können.

Dazu wurde in zahlreichen Fällen ausdrücklich gegen § 45 BDG 1979, BDG 1979 - Beamten- Dienstrechtsgesetz 1979 verstoßen.

(1) Der Vorgesetzte hat darauf zu achten, daß seine Mitarbeiter ihre dienstlichen Aufgaben gesetzmäßig und in zweckmäßiger, wirtschaftlicher und sparsamer Weise erfüllen. Er hat seine Mitarbeiter dabei anzuleiten, ihnen erforderlichenfalls Weisungen zu erteilen, aufgetretene Fehler und Mißstände abzustellen und für die Einhaltung der Dienstzeit zu sorgen. Er hat das dienstliche Fortkommen seiner Mitarbeiter nach Maßgabe ihrer Leistungen zu fördern und ihre Verwendung so zu lenken, daß sie ihren Fähigkeiten weitgehend entspricht.

(1a) Die oder der Vorgesetzte hat im Falle eines drohenden Verfalls des Erholungsurlaubes gemäß § 69 oder eines absehbaren Ausscheidens einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters aus dem Dienststand oder aus dem Dienstverhältnis rechtzeitig, unmissverständlich und nachweislich darauf hinzuwirken, dass ihre oder seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Erholungsurlaub in Anspruch nehmen können und auch in Anspruch nehmen.

(2) Der Leiter einer Dienststelle oder eines Dienststellenteiles hat außerdem für ein geordnetes Zusammenwirken der einzelnen ihm unterstehenden Organisationseinheiten zum Zwecke der Sicherstellung einer gesetzmäßigen Vollziehung sowie einer zweckmäßigen, wirtschaftlichen und sparsamen Geschäftsgebarung zu sorgen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in ihrem beruflichen Fortkommen massiv beeinträchtigt und benachteiligt. So wurden etwa im Zuge von internen Ausschreibungen Bewerbungsgespräche bewusst manipuliert, um einzelnen Personen den beruflichen Aufstieg oder auch nur den Wechsel von Zuständigkeiten zu verwehren – um sie nicht zu „belohnen“. Dazu wurde die inner- und außerberufliche Weiterbildung des größten Teils der Belegschaft aktiv behindert – das wurde nur einem engen Kreis ermöglicht, der Rest sollte nicht in den Genuss einer solchen „Belohnung“ kommen.

Überstunden werden nur für „bestimmte“ auserwählte Personen bewilligt. Auch Urlaube bzw. Zeitausgleich (Zeitausgleich in Anspruch zu nehmen wird wieder nur einem „bestimmten“ Personenkreis bewusst massiv erschwert) wird in einzelnen Fällen ebenfalls nicht genehmigt. So wurde einer „bestimmten“ Personengruppe (den Mitarbeitern des Objekt 15) die Inanspruchnahme von Erholungsurlaub und von Zeitausgleich an Fenstertagen oft einfach mit der Begründung verwehrt, dass „der Direktor das nicht will.“ In einem Fall wurde ein Urlaubsgesuch in der Post liegengelassen, um dann die „nicht rechtzeitige“ Bekanntgabe und die damit verbundene unerlaubte Abwesenheit vom Arbeitsplatz als Anlass für Disziplinarmaßnahmen (schriftliche Ermahnung) heranziehen zu können. Auch ein freiwilliges und unentgeltliches gemeinnütziges Engagement innerhalb des Bundesheeres wird „bestimmten“ Mitarbeitern, die Direktor Ortner nicht zu Gesicht stehen, bewusst erschwert.

Zuständigkeiten und Kompetenzen von Referats- und Abteilungsleitern werden seit Jahren nicht nur durch das Platzieren von Unwahrheiten, sondern teils auch vor deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewusst untergraben, um die dienstliche und private Autorität und Glaubwürdigkeit der Betroffenen ins Lächerliche zu ziehen (ein AL muss sich beispielsweise seinen eigenen Urlaubsschein von seinem Stellvertreter genehmigen lassen, der selbst immer wieder – akademische und militärische – Titel führt, die er jedoch nicht verliehen bekommen hat – Anm.: Das wurde vom betreffenden Abteilungsleiter immer wieder den Vorgesetzten gemeldet, jedoch blieb eine entsprechende Disziplinarmaßnahme bis heute aus. Bei der Eröffnung der Panzerhalle wurde dieser Bedienstete – den Direktor Ortner immer wieder als seinen „besten Mann“ bezeichnet – vom Dienststellenleiter Direktor Ortner selbst als Herr Mag. vorgestellt. Der Clip findet sich bis heute auf Youtube).

Kritik oder auch Bestrafungen erfolgen oft vor anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die entsprechende Person bewusst zu demütigen. In einem Fall kam es zu einer Kündigung eines Abteilungsleiters noch kurz vor der Pensionierung, um den Zuständen so schnell wie möglich entkommen zu können. Auch die Verteilung von Prämien erfolgte bei zumindest einer Gelegenheit öffentlich, um die Mitarbeiter zu „bestrafen“ und lächerlich zu machen, die ohne Angabe von Gründen keine Belohnung zuerkannt bekommen haben.

Seit Jahren werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz bewusst nicht ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt, im Gegenteil wird aus Gründen der Machtausübung und Kontrolle immer wieder darauf geachtet, dass sie nur ja nicht zu viel „Spaß“ bei der Arbeit haben. So werden bereits seit Jahren Bedienstete, welche die Voraussetzungen für entsprechend höherwertiger Arbeitsplätze haben, nur betraut, um psychischen Druck in Form von Abhängigkeit aufzubauen. Motivation und Engagement werden auch so seit Jahren unterdrückt.

Es werden teilweise über längere Zeit keine (oder auch nicht erfüllbare) Arbeitsaufträge verteilt, dann aber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Vorwurf gemacht, man würde nichts tun. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen effektiv arbeiten und etwas schaffen, haben Ideen, fast alle Versuche, diese zu präsentieren, werden aber ins Lächerliche abgetan („Misch dich nicht ein.“ „Da denken viel zu viele Leute darüber nach.“). Letztendlich enden diese Versuche zumeist in einer Zurechtweisung und Abwertung der Vorschläge. Somit macht jeder nur noch das Notwendigste, außerdem scheitert das berufliche Engagement dazu noch oft am bereits erwähnten Informationsmangel. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben inzwischen resigniert. Dann erfolgt allerdings immer wieder die teils beleidigend vorgetragene Kritik, alle würden faul sein und nichts tun, gleichzeitig aber haben bzw. mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als einmal für private Projekte von Herrn Direktor Ortner in ihrer Dienstzeit Arbeiten leisten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfuhren teilweise erst nach getaner Arbeit, dass es sich um solche privaten Projekte gehandelt hat. Um keine dienstlichen Nachteile erfahren zu müssen, wurden diese auch erledigt und etwaige Meldungen entfielen.

Rückmeldungen auf erledigte dienstliche Arbeiten bleiben leider zumeist aus, teilweise sogar monate- bis sogar jahrelang. In einigen Fällen wurden auch schon über Jahre keine Mitarbeitergespräche gem. VBl I 26/2009 geführt, um den unangenehmen Kontakt mit einzelnen Mitarbeitern zu vermeiden. Viele der Betroffenen wagten schließlich nicht, diese Unterlassungen gegenüber den Vorgesetzten einzufordern, weil sie verängstigt waren und dienstliche Nachteile erwarten mussten. Gerade im Bereich der Forschung wurde Mitarbeitern die Erfüllung ihrer dienstlichen Aufgaben bewusst erschwert, zum Beispiel durch die Nichtgenehmigung von Dienstreisen und von dringend benötigter Arbeitsausstattung (Laptop, Handy oder Internet).

Viele der aufgezeigten Missstände wurden auch schon vom HPD aufgezeigt, durch die vorgesetzte Dienststelle wurde eine Nachevaluierung jedoch nicht vorangetrieben. Im Gegenteil wurde der HPD-Bericht vom Führungsteam des HGM als „Ausrede“ verwendet, um Bestrafungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Zimmerrochaden, Verwendungsänderungen usw.) durchzuführen, die sich dem HPD anvertraut haben. In einem Fall führte das zu einem Versetzungsersuchen. Bislang hat sich jedoch nichts zum Besseren gewendet, im Gegenteil sind seitdem wieder einige Burnout-Fälle und andere schwere (auch stressbezogene) Erkrankungen verbunden mit langen Krankenständen aufgetreten. Auch Mag. Hitz kam in seiner Evaluierung des HGM zu diesem Ergebnis.

Bestimmte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren außerdem permanenter Kontrolle ausgesetzt, zum Beispiel wurden Kameras installiert, die in einem Fall auch die Toiletten und den Gemeinschaftsraum überwachten. Die Beschwerde beim Datenschutzbeauftragten/BMLV war erfolgreich. Bei „Kontrollgängen“ von Mitgliedern des Führungszirkels wurde immer wieder kontrolliert, ob zum Beispiel Zeitungen auf den Tischen der Gemeinschaftsräume lagen oder ob die Autos bestimmter Mitarbeiter auch nach dem Mittagessen noch da waren bzw. wo diese standen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich beim Lesen und beim Hören der parlamentarischen Anfragen bzw. Sitzungen und des Rechnungshofberichtes immer wieder Gedanken gemacht, warum dermaßen viele Unwahrheiten und Ungereimtheiten aufgetaucht sind und thematisiert wurden. Trotzdem blieb die Hoffnung lange Zeit aufrecht, dass sich bald etwas zum Guten wenden würde.

Die aufgezählten Argumente sind nur ein kleiner Teil unserer Beschwerden. Auch wenn Direktor Ortner nicht alle Verfehlungen persönlich gesetzt hat, geht das katastrophale und menschenverachtende Klima im HGM ursächlich auf ihn zurück. Es kam ihm und seinem engsten Zirkel (sowie seiner rechten Hand) immer darauf an, Konflikte zu schüren und Furcht und „Disziplin“ zu installieren. Das liegt anscheinend – wie in der Beilage von der befassten Richterin auch angesprochen – an der Führungsschwäche und dem Mangel an Selbstbewusstsein der entsprechenden Personen. Für uns ist es, wie auch der HPD ausführlich in seinem Bericht festgestellt hat, aus Spezialisierungsgründen leider oft schwer, die Dienststelle einfach zu wechseln, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aus fachlichen oder aus Altersgründen in den jetzigen Zuständen gefangen.

Wir stehen zu jedem der geäußerten Vorwürfe und wollen diese mündlich, jedenfalls unter Wahrheitsverpflichtung und wenn notwendig unter Eid vor einer entsprechenden Untersuchungsbehörde konkretisieren und in allen Details vorbringen. Gleichzeitig können Sie sich aber vorstellen, dass wir mit starken Bauchschmerzen den wahrscheinlich auf uns zukommenden Sanktionen entgegenblicken, die uns aufgrund dieser ehrlichen Worte und des Hilfeersuchens an Sie in der nächsten Zeit von unserem Dienststellenleiter und seiner rechten Hand erwarten werden.

Abschließend erlauben wir uns die Bemerkung, dass wir jedem anderen neuen Direktor mit Freude entgegensehen, denn es kann nur besser werden. Eine Weiterbetrauung von Herrn Direktor Ortner und das Weiterbestehen des jetzigen „Systems“ im HGM wäre dagegen eine Katastrophe für das Haus und für uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir bitten daher hochachtungsvoll um Ihre Unterstützung und ein offenes Ohr, für die Mitarbeiter des HGM 

Katastrophe für das Haus und für uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir bitten daher hochachtungsvoll um Ihre Unterstützung und ein offenes Ohr, für die Mitarbeiter des HGM

Sonntag, 27. November 2022

Heeresgeschichtlichen Museum. Eine Neuausschreibung ist nötig. Offener Brief


Das Heeresgeschichtliche Museum muss die Leitungsposition neu ausschreiben und kann die massive Kritik am Museum und seiner bisherigen Ausrichtung nicht ignorieren!

 

Seit Jahren steht das Heeresgeschichtliche Museum in der Kritik. Der Rechnungshof, mehrere vom Ministerium eingesetzte Kommissionen, eine zivilgesellschaftliche Gruppe #hgmneudenken, viele HistorikerInnen und MuseologInnen und die Medien haben die Geschichtsideologie der Dauerausstellung, zahllose organisatorische Mängel, aufklärungsbedürftige Naheverhältnisse zu rechtsextremen Kreisen, das Fehlen einer klaren und zukunftsweisenden Konzeption und vieles andere mehrfach kritisiert. Große Teile der Belegschaft berichten zudem öffentlich von dramatischen Fällen von Mobbing.

 

Nach langen Verzögerungen wurde die Direktion des HGM 2022 endlich neu ausgeschrieben. Die fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen zusammengesetzte Berufungskommission hat sich in einem intransparenten Berufungsverfahren für einen Dreiervorschlag entschieden, in dem offenbar vorwiegend Personen bevorzugt wurden, die in einem Naheverhältnis zum Ministerium stehen, und in dem der vielkritisierte amtierende Direktor an aussichtsreicher Stelle gereiht sein soll.

 

Dies legt den Schluss nahe, dass eine dringend nötige, auf wissenschaftliche, museologische und gesellschaftliche Diskurse des 21. Jahrhunderts aufbauende Neuausrichtung des Museums offenbar verhindert werden soll. Die vielstimmige und anhaltende Kritik am Museum wird ignoriert und konstruktive Vorschläge werden nicht gehört.

 

Die Unterzeichnenden fordern eine Neuausschreibung und ein Berufungsverfahren, das öffentlich und unter Einbeziehung in- und ausländischer ExpertInnen stattfindet und den Weg zur grundlegenden Erneuerung des Museums öffnet.

 November 2022

 

Unterzeichnet von:

 

Gottfried Fliedl, Museologe

 

Heidemarie Uhl, Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien, Mitglied der Austrian Delegation to the International Holocaust Remembrance Alliance und stv. Vorsitzende des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Geschichte Österreich, stv. Vorsitzende der Militärhistorischen Denkmalkommission des BMLV

 

Aleida Assmann, Universität Konstanz

 

Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems

  

Nora Sternfeld, Kuratorin und Professorin für Kunstpädagogik, Universität Hamburg

 

Mirjam Zadoff, Direktorin NS-Dokumentationszentrum München

 

Omer Bartov, Brown University

 

Tantner, Anton. Universität Wien. Institut für Geschichte


Dominique Trimbur, Fondation pour la Mémoire de la Shoah (Paris)

 

Katharina Eisch-Angus, Institut für Kulturanthropologie & Europäische Ethnologie, Institutsleiterin

 

Bernhard Tschofen, Univ. Prof. für Europäische Ethnologie in Zürich

 

Ingrid Böhler, Universität Innsbruck / Leitung Institut für Zeitgeschichte

 

Martha Keil, Institut für Jüdische Geschichte St. Pölten

 

Werner Dreier, ehem. Geschäftsführung von erinnern.at

 

Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung

 

Verena Moritz, ehem. Mitglied zweier Kommissionen des BMfLV für die Überprüfung des HGM, unabhängige Historikerin

 

Dünser, Kathrin. Kuratorin vorarlberg museum

Christine Haupt-Stummer, Kuratorin  (section.a)

 

Niko Wahl, ext. Kurator u.a. für Wien Museum

 

Marcel Amoser, Universität Innsbruck / Institut für Zeitgeschichte

 

Susanne Neuburger, Kunsthistorikerin, zuletzt Kuratorin im MUMOK

 

Beatrice Jaschke, Kuratorin (purpurkultur)

 

Eric Burton, Universität Innsbruck / Institut für Zeitgeschichte

 

Petra Paolozzi, Ausstellungskuratorin, Innsbruck

 

Christa Hämmerle, Universität Wien, Institut für Geschichte

 

Eva Pfanzelter, Universität Innsbruck / Institut für Zeitgeschichte

 

Gerhard Baumgartner, Wissenschaftlicher Leiter DÖW, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates HGM

 

Georg Blaha, Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien-Krems

 

Peter Pirker, Universität Innsbruck, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats HGM

 

Klaus Schönberger, Professor für Kulturanthropologie, Institut für Kulturanalyse, Alpen-Adria-Universität-Klagenfurt, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft und Volkskunde

 

Anja Seipenbusch, Universität für Angewandte Kunst Wien

 

Katharina Seibert, Universität Wien / Institut für Zeitgeschichte

 

Herbert Posch, Universität Wien / Institut für Zeitgeschichte

 

Hannes Sulzenbacher, Kurator Jüdisches Museum Wien

 

Alina Strmljan, Wien Museum

 

Tanja Schult, Kunsthistorikerin, Stockholm University

 

Werner Wintersteiner, Universität Klagenfurt 

 

Nadja Danglmaier, Universität Klagenfurt / Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung

 

Andreas Rudigier, Vorarlbergmuseum

 

Josef Mitterer, Institut für Philosophie, Universität Klagenfurt

 

Lisa Rettl, Zeithistorikerin

 

Mario Keller, Institut für Wirtschaftsgeschichte / Universität Wien

 

Lisa Noggler-Gürtler, Museum der Völker, Schwaz

 

Tim Corbett, Historiker

 

Roswitha Muttenthaler, Kuratorin und Kustodin

 

Stefania Pitscheider, Frauenmuseum Hittisau

 

Elena Messner, Kulturwissenschaftlerin, Universität Wien

 

Matthias Breit, Leitung Gemeindemuseum Absam

 

Elsbeth Wallnöfer, Kulturwissenschaftlerin

 

Stefania Pitscheider, Frauenmuseum Hittisau

 

Judith Goetz, Universität Innsbruck

 

Markus Gönitzer, Kollektive Leitung Forum Stadtpark, Graz

 

Andrea Stangl, Historikerin

 

Harald Walser, Historiker

 

Georg Spitaler, Politologe

 

Anna Jungmayr, Wien Museum

 

Nils Olger, Künstler und Filmschaffender

 

Julia Brandstätter, Universität Wien

 

Sebastian Reinfeldt, Journalist und Publizist

 

Thomas Geldmacher-Musiol, Obmann des Personenkomitees »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz«

 

Felicitas Heimann-Jelinek, Kuratorin, u.a. Jüdisches Museum

 

Ljubomir Bratić,  Philosoph und Sozialarbeiter

 

Karl Öllinger, Abg. z.NR a.D.

 

Nikola Langreiter, Kulturwissenschaftlerin


Amanshauser, Hildegund. Kuratorin, Autorin und war bis August 2020 Direktorin der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg

 

Regina Wonisch, Wien Museum, Volkskundemuseum Wien / Forschungszentrum für historische Minderheiten

 

Eva Binder, Universität Innsbruck / Institut für Slawistik