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Mittwoch, 30. März 2016

Museumskrise 1: Das Kärntner Landesmuseum

Mit Ende 2016 beendet der Direktor des Kärntner Landesmuseums seine Tätigkeit.
Was ist passiert?
Die Antwort hängt davon ab, welche Sichtweise man sich zueigen macht - die des Direktors, oder die mancher MitarbeiterInnen und der KLEINEN ZEITUNG.
Für letztere war es seine Unfähigkeit, sein Führungsstil, für ersteren waren es widerständige Mitarbeiter, unklare Verwaltungsstrukturen und Probleme im nicht absehbaren Ausmaß.
"Man hat mir täglich die Karawanken vor die Füße geworfen".
Für eine Wahl, wer nun (ganz oder teilweise) Recht hat, gibt es wenig Anhaltspunkte außer die eines teilweise vorveröffentlichten Rechnungshofberichtes, wo dem Museumsleiter eine unrechtmäßige Zulage, die err sich gestattete, vorgeworfen wird und wo, so man der erwähnten Zeitung glauben darf, die Ehefrau des Direktionsassisten Rasenmähen ging, in einer Museumsdepandence, entgeltlich blöderweise.
Daß der Führungsstil rabiat war, das dementiert der Herr Direktor gar nicht, daß es zahlreiche Klagen gegen und unter MitarbeiterInnen gibt, ist länger schon bekannt.
Wenn man aber liest, daß die Ausgliederung dilletantisch und kostensteigernd durchgeführt wurde und wenn man sich erinnert, daß das zentrale Qualifikationsmerkmal bei der Berufung der Leitung eher offiziös als stilschweigend, die Zugehörigkeit zu einer Burschenschaft war, könnte man auf die Idee kommen, daß eine ehemalige Landesregierung auch eine Verantwortung hat, vielleicht sogar die am allerehesten.
Das alles passiert in einem Jahr, in dem die finanzielle Lage des Landes dramtisch und unsicher ist und Gläubigern der pletegegangenen Landesbank von Rechtsberatern attestiert wird, sie kömnten sich am Tafelsilber des Landes schadlos halten. Auf diesem Weg könnte die Lösung liegen: Lindwurm, Wörthersee und Landesmuseum - ab in die Konkursmasse....

Montag, 26. Mai 2014

Führungsqualität am Kärntner Landesmuseum

"Jeden, der das neue Pflänzchen mit Chemie und Gift düngt, den werde ich mit Chemie und Gift bekämpfen." 

Der Direktor des Kärntner Landesmuseums zu Mitarbeitern, ein Satz, laut "Standard" durch ihn selbst beglaubigt.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Schwere Krise des Kärntner Landesmuseums

Buchstäblich letztklassig hatte ich das Kärntner Landesmuseum unlängst genannt. (Hier) Und zwar in einem imaginären Ranking der neun Landesmuseen. Und das, weil sich das wegen Sanierung zum großen Teil geschlossene Museum in einem sichtbar desolaten Zustand befindet, weil es offnebar massive interne Konfilkte im Haus gibt und weil die vom Leiter des Museums veröffentlichten Texte zur Zukunft des Museums erstaunlich inhaltsleer sind.
Übertrieben dürfte das nicht gewesen sein, diese Einschätzung. Jetzt hat die Landesregierung eine Überprüfung angeordnet, durch die Amtsinspektion und die Antidiskriminierungsstelle. Der Standard dazu: "Grund für die Prüfung sind massive Spannungen zwischen Direktor Thomas Jerger und der Belegschaft, es gibt auch aufgrund mehrerer Anzeigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft."
Zu Thomas Jerger und den Umständen seiner Berufung siehe hier und hier.

Freitag, 14. März 2014

Kärntner! Hütet Euch! (Texte im Museum 462)

Sonderausstellung Gift und Gabe, Kärntner Landesmuseum (Foto: GF 2014)

Buchstäblich letztklassig - Das Kärntner Landesmuseum

Auf der Rückfahrt von Villach nach Graz wollte ich dem Kärntner Landesmuseum, in dem ich schon viele Jahre nicht gewesen war, wieder mal einen Besuch abstatten. Ich hatte nicht erwartet, großartig Neues zu sehen, davon hätte ich gehört. Aber entweder hatte ich es veergessen oder übersehen - die Dauerausstellung war geschlossen. Die Nachrichten über den vernachlässigten Zustand vor allem des Gebäudes und des Depots waren ja 2012 durch die Zeitung gegangen. Nun hatte also die Sanierung begonnen.
Was ich zu sehen bekam war eine Sonderausstellung, über die ich hier nicht schreiben möchte, und eine merkwürdige Nippes-Ausstellung in der Vorhalle des Museums, die mir in einem Landesmuseum vollkommen deplatziert vorkam. Fünfzig Krampusse aus der Sammlung Botka (?)
Auch die Bibliothek war geschlossen, auf unbestimmte Zeit, wie ein unauffälliger mit Maschine getippeter Zettel mitteilte.
So, ohne andere Besucher, machte das Museum - trotz seiner beiden freundlichen Mitarbeiter - einen trostlos verlassenen Eindruck. Nichts wies darauf hin daß man während der für die Publikumsbindung heiklen Schließzeit irgendetwas anbot, was Besucher hätte bei Laune halten oder ihr Interesse wecken könnte.
Es gab auch keinerlei Information, wie es denn mit dem Museum weitergehen würde. Ich hatte in Erinnerung, daß nur Mittel für nötigste Sanierungsarbeiten zur Verfügung standen. Für die hatte man die Dauerausstellung, sagte man mir an der Kassa, abgebaut. Und dann?
Seinen 130. "Geburtstag" wird das Museum wohl versäumen. Halte ich mich an den Eindruck meines Besuchs müsste ich eher sagen "verschlafen". Denn eine Antwort, wie es nach den "Notmaßnahmen" weitergeht, gibt auch der Direktor des Museums nicht.
In einer ausliegenden Kulturzeitschrift schreibt er unterm Untertitel "Wir bauen an der Zukunft des Landesmuseums" über alles mögliche, zum Beispiel über die für die Interimsdeponierung nötigen 12,4 Kilometer Luftpolsterfolie, seinen Museumsbegriff - "Museum wird von Menschen für Menschen gemacht" -, die Verlagerung von Aktivitäten auf Außenstellen - die aber selbst mit Notmaßnahmen gerettet werden müssen, wie der Archäologische Park Mgdalensberg. Kein Wort aber zur Zukunft des Landesmuseums, zu einem Konzeot für eine neue Dauerausstellung, zum Termin einer Wiedereröffnung.
Inzwischen wird, wie man der heutigen Kleinen Zeitung entnehmen kann (hier), gegen vier Mitarbeiter ermittelt, vermutlich auf Grund einer Untersuchung des Landesrechnungshofes. Die Liste der Anschuldigen ist lang und enthält unter anderem Untreue, Veruntreuung, Beitragshinterziehung sowie Amtsmissbrauch. Das ist einzigarteig für ein österreichisaches Museum. Und da die Anzeigen vermutlich vom Direktor des Museums kommen, kann man von einem schwersten internen Konflikt ausgehen, der - je nach Dauer und Ausgang der Verfahren - das Museum lange lähmen könnte.
Zudem haben sich die politischen Rahmenbedingungen mehrfach geändert. Ein möglicherweise dem Landesmuseum gewogener, jedenfalls hoch kompetenter Kulturmanager ist als Landesrat abhanden gekommen (der ehemalige Leiter des Wiener Museumsquartiers) und selbst die möglicherweise für die Bestellung des derzeitigen Museumsdirektors nicht unwichtige politische Qualifikation (hier und hier - ich beziehe mich auf die Einschätzung wiederum der Kleinen Zeitung) ist durch den tiefgreifenden politischen Wechsel an der Landesspitze und in der Landesregierung vielleicht zur Hypothek geworden.
Im Vergeleich mit den anderen Landesmuseen ist das Kärntner Landesmuseum schon lange im Hintertreffen. Jetzt, wo auch das Vorarlberger Landesmuseum seine Zeit der Verschlafenheit wunderbar überwunden hat, ist das Museum in Klagenfurt buchstäblich letztklassig geworden. Und es gibt keine Anzeichen, daß sich daran so bald etwas ändern könnte.

Dienstag, 27. November 2012

Der Sanierungsfall Käntner Landesmuseum

Alle Österreichischen Landesmuseen haben im vergangenen Jahrzehnt eine mehr oder minder tiefgreifende Umgestaltung ihrer Dauerausstellung vorgenommen, meist einhergehend mit eingreifender Veränderung der Architektur oder sogar mit Errichtung von neuen (Zu)Bauten. Dieser Prozess wird im kommenden Jahr so gut wie abgeschlossen sein, wenn das Vorarlberger Landesmuseum wiedereröffnet werden wird und das Universalmuseum Joanneum seine letzte große Abteilung, die Natursammlungen, in neuer Aufstellung zeigen wird.
Die Ausnahme war und ist das Kärntner Landesmuseums und als der neubestellte Direktor kurz nach seinem Amtsantritt andeutete, daß die Kräfte und Mittel vorerst nur zur dringendsten Sanierung reichten, schien klar, daß das Landesmuseum in Klagenfurt seine Position als Schlußlicht im Modernisierungsprozess noch länger erhalten würde.

25 Jahre, so belehrt uns die Gedenktafel im Museum, hat die Nachkriegssanierung des Kärntner Landesmuseums gedauert. Seither sind wiederum 38 Jahre vergangen.
Nun sind Museumsleiter und Kulturreferent an die Öffentlichkeit gegangen, mit Horrormeldung über tausende verschimmelnde Objekte, gefährdete Buchbestände und vernachläßigte Architektur.
Sofort hat das Hickhack der Lokalpolitik begonnen, ohne daß sich dabei eine klar strukturierte Sanierung mit dem Ziel einer dringenden Erneuerung der Dauerausstellung abzeichnen würde. (Hier der Bericht des KURIER) Möglich ist, daß der Bau saniert wird, vielleicht wird auch ein modernes Depot errichtet werden, aber weit und breit (es redet auch niemand davon) ist keine Ausstellung in Sicht die die derzeitige, museologisch wie geschichtswissenschaftlich fragwürdige, ersetzen könnte. Kärnten wird mit seinem Museum noch sehr lange Schlußlicht bleiben,

Samstag, 11. Februar 2012

Cosa nostra (Stone of Possession III)



Nun, wenn wir schon bei den Steinen gelandet sind... Hier noch ein Beispiel, eines das interessant ist, weil es von zwei verschiedenen Gruppen als Identitäts-Objekt beansprucht wurde und damit die symbolische Funktion des Objekts und seine örtliche Platzierung erneut in Bewegung brachte.

Es geht um den 'Kärntner Fürstenstein', ein Rechtdenkmal, das nach seiner Translozierung vom herkömmlichen Aufstellungsort ( links, da steht er noch in der Wiese, wie die Zeichnung von 1860 zeigt)auf freiem Feld zunächst im Landhaus ausgestellt wurde, um dann in die Aula des Kärntner Landesmuseums gebracht zu werden.

Dort sollte er dem Besucher auffallen, aufgestellt als einziges Objekt, in einer antikisierenden Halle, die man durchqueren musste, wenn man ins Museum kommen wollte.

Die Inschrift, die ich dort vor vielen Jahtren gelesen habe, lang fast wie ein wissenschaftlicher Aufsatz, lautete an der entscheidenden Stelle so: „Der Kärntner Fürstenstein stammt als antikes Säulenfragment aus dem engeren Stadtbereich von Virunum auf dem Zollfeld und spielte im Frühmittelalter als einzigartiges Rechtsdenkmal der karantanisch-kärntnerischen Landesgeschichte im Zusammenhang mit den Einsetzungszeremonien der Kärntner Herzöge im Bereich der karolingischen Pfalz Karnburg eine besondere Rolle. Auf diesem Basisteil (...) fand die Inthronisation der Kärntner Herzöge statt"

Man darf annehmen, daß der Stein im Landesmuseum zu dieser Zeit keine besondere Aufmerksamkeit genoss und im öffentlichen Bewußtsein nicht wirklich präsent war, als der Nachbarstaat Slowenien beschloß, seine Landeswährung mit dem Bild dieses Steins zu schmücken (links die Abbildung der slowenischen 2-Cent-Münze). Es begann ein bilateraler Historikerstreit und ich erinnere mich, daß der damalige Kärntner Landeshauptmann, Jörg Haider, von der Bundesregierung diplomatische Intervention verlangte.

Slowenien - und auch kärntner Slowenen, die eine Initiative für eine Fahne und Wappen mit dem Fürstenstein starteten -, beriefen sich auf eine in die Zeit des slawischen Fürstentums auf dem Gebiet des heutigen Kärnten zurückreichende Rechtstradition und auf die protodemokratische Einsetzungszeremonie der Fürsten. Die beiden Erzählungen, die sich plötzlich auf ein- und dasselbe Objekt stützten, waren inkompatibel.

Hier haben wir es mit einem Ding zu tun, das nicht sammelt, sondern spaltet, wenn auch nur virtuelkl, denn zu keinem Zeitpunkt ging der Konflikt über eine verbale Auseinandersetzung hinaus.

Mittlerweilen hat sich die Aufregung längst gelegt, aber der Stein wurde damals wieder in das Landhaus zurückgebarcht (rechts das Bild mit dem Stein im Wappensaal des Landhauses), beschriftet wie ein Museumsobjekt, aber doch im Sitzungssaal aufgestellt, als ein reaktiviertes politisches Denkmal.

Donnerstag, 17. November 2011

Kärntner Museumssexismus

Es geht bei österreichischen Museen offenbar manchmal ins Bodenlose: in einer bemerkenswerten Rezension nimmt sich Ute Liepold in Die Standard zweier Ausstellungen an, die derzeit vom Kärntner Landesmuseum angeboten werden. "Fleischerslust" nennt sich die eine (das r nicht überlesen!) und "Dessous" die andere. Über Inhalte und 'Synergien' sowie Hintergründe bitte ich bei Liepold nachzulesen. "Das Landesmuseum und die Pornomaus", 11.11.2011 in Die Standard.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Das kleine österreichische Museumsrate- und Besetzungsspiel

"Die Kür des Nachfolgers ... verspricht in jedem Fall spannend zu werden. Ein kleiner Hinweis für jene, die noch eine Wette abschließen möchten: Die bisherigen Direktoren des Museums waren allesamt Männer. Und durchwegs verdiente Burschenschafter."
(Kleine Zeitung, 14.10.2011)

Frage: Um welches Museum handelt es sich?

Kleine Ratehilfe: Gegen eine seiner Meinung nach unzulässige politische Intervention, die (seiner Meinung) seine Bewerbung torpediert, hat ein Vizebürgermeister (SPÖ) und Museumsdirektor politisch interveniert.



Mittwoch, 20. April 2011

Transitraum Museum...

Entdeckt, fotografiert und gespendet von Theresa Zifko. -- Hm. Man kommt ins Grübeln. Warum nicht auch mit Objekten? Warum nicht auch als Form der Deakzession oder des Sammelns? -- In Ilya Kabakovs "Palast der Projekte" gibt es eins, das den Umgang mit Objekten reguliert, die einem - nun sagen wir: unangenehm geworden sind. Man soll sie, rät uns der Palast-Konstrukteur und Projeketemcher Kabakov, eine Zeit lang hinter einem Vorhang verschwinden lassen, den man in einer Ecke eines Wohnraumes montiert hat. Wer weiß, nach einiger Zeit (vielleicht schon Stunden, oder Tagen...) haben sich die Dinge so verändert, daß wir sie wieder in unseren Alltag integrieren können. -- Ach ja, wo sind wir da überhaupt? - Im Musil-Museum in Klagenfurt.

Montag, 8. November 2010

Kunst der Anpassung. Eine Ausstellung im Grazer Stadtmuseum

Die Kunst der Anpassung. Steirische KünstlerInnen im Nationalsozialismus zwischen Tradition und Propaganda ist eine Ausstellung, die derzeit im Grazer Stadtmuseum zu sehen ist (bis 2.1.2011) und in Kooperation mit der Neuen Galerie des Universalmuseum Joanneum erarbeitet wurde.
Gezeigt werden Gemälde, Grafiken und Plastiken steirischer Künstler, die sich dem NS-Regime mehr oder weniger 'angepasst' bzw. in ihm eine aktive (kultur)politische Rolle gespielt haben.
Was zu sehen ist, ist mit wenigen Ausnahmen kaum von künstlerischem Belang, von Interesse sind sowohl die Funktionen, die Kunstwerke als Bildschmuck, Auftragsarbeiten oder direkt propagandistisch hatten als auch die Biografien, die oft jene 'Wendigkeit' hatten, die erlaubte, vom Avantgardisten zum ideologisch bemühten Heimatmaler zum christlichen Nachkriegskünstler zu werden.
Im Prinzip sind dies keine neue Einsichten, sondern ein bekanntes Muster mit Varianten, die gelegentlich durch besondere lokale Umstände interessant werden. Dabei hilft die Beschriftung, die die Angaben zum Werk von den biografischen trennt und gesondert noch zusätzliche biografische Informationen bietet. Also gleich drei Textsorten, die zumeist ihren Sachverhalt trocken und kanpp auf den Punkt bringen.
In Umrissen wird so ein Netzwerk von Beziehungen von Personen und Institutionen, von Ereignissen und Werken sichtbar, kurzum eine Geschichte einer Unkultur, die sich nicht auf die Daten 38/45 eingrenzen lässt. Dies ins Bewußtsein zu bringen ist wohl das größte Verdienst der Ausstellung.
Machen wir dazu eine kleine Probe, und informieren uns im Internet über einen der ausgestellten Künstler, Hans Mauracher, dem in Graz übrigens ein kleines, vom Universalmuseum Joanneum betreutes Museum gewidmet ist. Der so überdurchschnittlich und bis heute gewürdigte Maler und Bildhauer ist also "anerkannt", wie die aktuelle Webseite der Grazer Secession zu ihrem (Gründungs)Mitglied schreibt. Außerdem erfahren wir dort, wann er sich in Maria Trost niedergelassen hat oder wie lange er gelebt hat, kaum mehr. Zwei Werke werden erwähnt, zwei abgebildet, beide stammen aus der Zeit nach 1950.
Ausführlicher ist die Biografie Maurachers in Wikipedia. Die endet allerdings 1930. Kommentarlos wird ein Zitat von 1930 zur Charakterisierung Maurachers mit "Religiosität, Heimatliebe und Naturnähe" wiedergegeben. Der Kulturserver der Stadt Graz zeigt einige Werke, alle aus den 50er-Jahren, auf der Webseite des das Mauracher-Museum verwaltenden Universalmuseums Joanneum ergab die Suche nach Mauracher keinen Treffer. Auch die einschlägigen Seiten des Landes kennen Mauracher nicht.
Die Angaben zur Biografie Leo Bokh's, von dem ein Porträt in der Ausstellung zu sehen ist, machten mich neugierig. Er schaffte es, ohne Karrierebruch am Landesmuseum zu arbeiten. Zu ihm findet sich im Internet kaum etwas, mit Ausnahme von rezenter Restitutionsforschung - in diesem Fall auch des Joanneum selbst.
Kurzum, die Ausstellung rekonstruiert ein auch 65 Jahre nach Kriegsende erstaunlich lückenhaftes Wissen und arbeitet gegen eine offenbar noch immer wirksame Verdrängung und Verschlampung. Dabei hat sie insofern selbst Grenzen, als sie zwar den Blick auf Institutionen, auf Museen, Künstlervereine, Ausstellungen usw. erweitert, aber dabei oft nicht sehr weit geht - es sei eingeräumt, möglicherweise weil eine Ausstellung kaum fehlende Forschungsarbeit kompensieren kann.
Daß etwa Trachtenpflege an einem Objekt und in einer Vitrine thematisiert wird, ist in dem Kontext nicht selbstverständlich, aber sinnvoll, als Teil der visuellen Strategien, die der NS wie kein politisches Herrschaftssystem zuvor nutzte. Aber das Umfeld, die (pseudo)wissenschaftliche und museale Trachtenpflege mit ihren bekannten Protagonisten und ihrer über 45 weit nachhaltigen Ideolgie, dazu konnte ich nichts finden.
Vieles was man zu sehen bekommt, dreht einem den Magen um. Man sollte nicht zu sensibel sein, wenn man sich den ästhetischen und thematischen Zumutungen mancher Elaborate aussetzt, die wohl nie mehr anders denn als Dokumente einschlägiger Ausstellungen aus den Depots geholt werden. Manches ist schlicht skurill, wie zwei buchstäblich goldige Knaben, die einen Stab mit Leier präsentieren. Die ist aber erst nach 45 angebracht worden, statt der bekannten NS-Embleme. Diese "Symbolträger", wie sie mal hießen, waren nun eine Würdigung "An die Kunst". Autor: Hans Mauracher.
Man trifft auf einige solcher 'Mutanten', die, wie ihre Schöpfer, das Kriegsende in neuem ideologischen Gewand überlebten. "Deutsches Leid" oder auch "Deutsche Heimatvertriebene", 1940 in Bronze gegossen und Hitler als Geburtstagsgeschenk zugedacht, konnte nach 1945 als "Familie" reüssieren.
Symmetrisch dazu wird die Wandlungsfähigkeit mancher Künstler dokumentiert, wie die des Gebrauchsgrafikers, der seine Fähigkeiten bei Kastner & Öhler und dann in der NS-Propaganda anwendete, oder die des Grafikers, der nach 45 KPÖ-Plakate entwarf. Karl Mader, einer der prominenten NS-Künstler, einer mit der 'Auszeichnung' auf der Großen Deutschen Kunstausstellung vertreten gewesen zu sein, trat 1946 der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft bei…


PS.: Der österreichische Museumstag fand heuer in Kärnten statt, in Klagenfurt und in Spittal an der Drau. In Spittal war das Schloß Porcia Tagungsort, in dem auch das Bezirksheimatmuseum untergebracht ist. Dieses Museum hütet einen Bestand von Gemälden von Karl Truppe, einem in der NS-Zeit eifrig tätigen, einschlägig geschätzten und auch von Hitler gemochten Künstler. Bis vor nicht langer Zeit hingen in einer Art Galerie diese Truppe-Bilder wie selbstverständlich als Teil der musealen Präsentation im Museum - nicht als Dokumente zur (Kunst)Geschichte der NS-Zeit, sondern als Würdigung eines 'Heimatmalers' und seiner Werke.
Jetzt wurden diese - übrigens durchwegs ziemlich scheusslichen - Bilder auf die sogenannten Repräsentationsräume aufgeteilt, womit sie eine noch größere Bedeutung erhalten haben, als Teil der (Selbst)Repräsentation der lokalen und gelegentlich auch regionalen politischen und kulturellen Eliten.
Und in diesen Räumen fand der Österreichische Museumstag statt.

Auch aus diesem Grund ist es zu begrüßen, wenn es Museen gibt, die wie das Grazer Stadtmuseum Geistesgegenwart zum Arbeitsprinzip machen wollen und können.

Fotos: GF

Freitag, 29. Oktober 2010

Im Kinderhassermuseum (Texte im Museum 133)

Hier gilt es auch das Kleingedruckte zu lesen, die letzte Zeile. Was nicht alles ein Glück ist, daß es nicht etwa heißt Zutritt für Hunde und Kinder verboten... (Dank an Chr.W.)