Donnerstag, 28. März 2013

Werner Hofmann. Nachrufe, nachbarlich

Kürzlich hatte ich in einem Post mit der Überschrift "Werner Hofmann: Ohne Nachruf" über die Kulturberichterstattung in der österreichischen Presse polemisiert (hier). Inzwischen hat Matthias Dusini im FALTER einen kürzeren Nachruf verfasst (Nr.12/2013, soviel ich sehe, ist er nicht online), auch in artmagazine vom 15.3. findet sich in knapper, persönlicher Nachruf von Daniela Gregori (hier).

Ungleich mehr Aufmerksamkeit hat man Hofmann in Deutschland gewidmet. Martin Warnke, der in Hamburg mit Hofmann vielfach zusammengearbeitet hat, hat in DIE ZEIT vom 21.3.2013 (hier) vor allem den "Ausstellungsmacher" gewürdigt: "Unvergleichlich ist die Bedeutung Werner Hofmanns für die Ausstellungsgeschichte. Die Ausstellungsserien in der Hamburger Kunsthalle, die er von 1969 bis 1990 leitete, insbesondere die zur »Kunst um 1800«, haben Epoche gemacht. Hofmann hat der Kunsthalle ein ganz neues Profil gegeben, das dann mit der Galerie der Gegenwart einen weiteren Akzent erhielt. (...) Durch seine Ausstellungspraxis fand die bildende Kunst aus einem eher biederen, bildungsbeflissenen Milieu heraus und traf auf die Aufmerksamkeit einer intellektuellen Öffentlichkeit. Werner Hofmanns Ausstellungsstrategien haben der bildenden Kunst einen neuen, unverzichtbaren Stellenwert im Kulturdiskurs erstritten."

Auch Eduard Beaucamp hat im Deutschlandfunk vom 15.3.2013 in einem Gespräch vor allem dessen Leistung als innovativer Ausstellungsmacher hervorgehoben (Im Podcast hier nachzuhören) 

Die bislang beachtlichste Würdigung erschien heute in der NZZ (hier), wo Beat Wyss Hofmann sehr erhellend als Anwalt der Moderne würdigt. Und wo ich erfahre, warum Hofmann am Kunsthistorischen Institut der Universität Wien meiner Studienzeit kein Thema war (Hans Sedlmayr aber sehr wohl). Wyss: "1957 legte sich der damalige Assistent an der Albertina mit Hans Sedlmayr an: Er bezichtigte dessen «Verlust der Mitte», jene berühmt-berüchtigte Abrechnung mit der modernen Kunst, apodiktischer Willkür; die Aburteilung Goyas, Picassos, ja der Avantgarde insgesamt sei ohne transparente Beweisführung gleichsam standrechtlich exekutiert worden. Es war starker Tobak, einen Silberrücken akademischer Kunstgeschichte der Unwissenschaftlichkeit zu bezichtigen. Professor Sedlmayr war zwar wegen Mitgliedschaft bei der NSDAP der Wiener Lehrstuhl aberkannt worden, doch die Universität München setzte ihn bereits 1951 wieder in Amt und Würden. (...) Die Stadt Wien berief den 44-jährigen Hofmann 1962 zum Gründungsdirektor des Museums des 20. Jahrhunderts, des heutigen Mumok; eine damit verbundene Honorarprofessur verlieh ihm die Universität aber nicht. Die akademische Klasse hatte dem Anwalt der Moderne die klare Stellungnahme gegen Sedlmayr nicht verziehen."

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