Samstag, 5. Januar 2013

Wien Museum. Doch etwas Neues?

"Gesetzte Zeitpunkte sind mir zwar wichtig. Es geht aber auch darum, das Richtige zu tun - und nicht das Schnelle."
Man kann einen Stadtrat fragen was man will. Die Antworten sind die Antworten die Antworten.
Die Frage war, ob denn, wie angekündigt, bis Ende 2012 eine Entscheidung zum Standort des Wien Museum gefallen sein wird.
Nun, wie wir jetzt, da dieses Datum hinter uns liegt und wir 2013 haben, sicher wissen: nein.
Es ist nichts mit dem "gesetzten Zeitpunkt". Aber was ist das "Richtige"? das dann alternativ übrigbleibt für den Stadtrat.
Wie es aussieht ist das für ihn der Standort am neuen Zentralbahnhof. Dafür hätte die Museumsdirektorin Agnes Husslein auch schon eine bekannte und aus Erfahrung eher als gefährliche Drohung für Museumsprojekte einschätzbare Etikette bereit: "Jahrhundertchance".
Denn dort, in Bahnhofsnähe, wäre ja schon das Heeresgeschichtliche Museum, das Museum des XXI.Jahrhunderts und "ihr" Museum, das Belvedere, also die Österreichische Galerie.
Also bräuchte man nur noch ein Museum dazustellen und das wärs dann auch schon.
Die Expertenrunde, die die Stadt zur Beratung befragt hat, hat sich aber mehrheitlich für den Karlsplatz ausgesprochen. Und, was ja auch nicht ganz unwichtig ist, der Leiter des Wien Museums möchte dort wo er ist auch bleiben.
Reklamefigur. Wien Museum

Der Stadtrat, dem die Präferenz für den neuen Standort nachgesagt wird: "Ja, es gab deutliche Wortmeldungen für den Karlsplatz. Ich bin aber nach wie vor für beide Optionen offen."
Inzwischen zitiert der STANDARD (hier) aus dem vertraulichen Protokoll der vertraulichen Beiratssitzung, um zu zeigen, daß es starke Stimmen für den Karlsplatz gegeben hat.
Die Zusammensetzung der Beratungsgruppe, in der Architekten und Stadtplaner die Mehrheit gehabt haben dürften, sorgte dafür, daß sich - so ist der Eindruck bei der Lektüre des Standardartikels - das Beraten nur auf die Frage des Standorts bezogen hat.
Und das unter möglicherweise mediokren Bedingungen. Thomas Trenkler zitiert den Leiter des Architekturzentrums, Dietmar Steiner, aus dem Protokoll: "Ich halte das hier nicht für eine Fach-Enquete, denn was wir an Informationen bekommen haben, war eher auf einem touristischen Niveau." Und Trenkler ergänzt, architektonische Hoffnungen habe Steiner für keinen der beiden Standorte.
Niemand tastete inhaltliche Fragen an, etwa nach der prinzipiellen Notwendigkeit einer Erweiterung. Es gilt als ausgemacht, daß das Museum "zu klein" ist. Allerdings gilt das nicht für das Depot,  sondern für die Ausstellungsflächen. Denn ein neues Depot wird demnächst in Betrieb genommen. Das heißt, daß das Museum mit der materiellen Seite seines Wachstums, der der Sammlung, zumindest aktuell und auch mittelfristig keine Probleme haben sollte.
Und von Ausstellungsflächen hat das Museum zu wenig? Mit all seinen Dependancen und der völlig ungenutzten Fläche der veralteten Dauerausstellung? Welche Ausstellung ist n i c h t zustandegekommen, weil es zu wenig Platz gab? Anders als bei einer Sammlung gibt es beim Ausstellen keine immanente Logik, daß alles im größer werden muß.
Aber was solls, da ist nicht damit zu rechnen, daß es noch mal zu einer Diskussion zur Qualität und Zukunft des Museums kommt. Wozu also noch darüber schreiben und argumentieren.
Dem Wiener Bürgermeister wird es vorbehalten bleiben, als einziger einen programmatischen Satz - von der breiten Volksbildungseinrichtung - zum Besten gegeben zu haben. Jetzt wird nur noch ein Grundstück gesucht, ein Bauplatz und dann wird halt gebaut werden.
Dazu könnte aber gerade eine nicht so glückliche Entscheidung gefallen sein: die Verlängerung des Vertrages von Wolfgang Kos um nur eine halbe weitere Vertragsperiode. Das ist dann die Mitte des Jahres 2015. Wenn man den Zeitaufwand einer Ausschreibung, eines Architekturwettbewerbes und der Vorbereitung des Neu- oder uach nur Zubaues in Rechnung stellt, dann könnte das bedeuten, daß ein Direktor für seinen Nachfolger baut, der dann alle impliziten Vorgaben seines Vorgängers ohne eigene Eingriffsmöglichkeiten übernehmen müsste. Man kann sich, wenn man es denn wirklich wissen will, informieren was das bedeutet und sich das Vorarlberger Landesmuseum ansehen und die Probleme und - langfristigen - Hypotheken, die der Hals-Über-Kopf-Abgang von Exdirektor Natter hinterlassen hat.
Aber "irgendwie" wird das schon alles gehen. Insofern: doch nichts Neues aus Wien.

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