Donnerstag, 25. März 2010

"Wir hoffen auf einen Prinzen". Wer oder was rettet die Museen?

In der heutigen (Online)Ausgabe der Tageszeitung Die Welt wird erneut die Frage nach einer Krise des Museums gestellt. An Indizien, die man wohl unmißerverständlich als Krisensymptome einschätzen muß: Museen werden geschlossen!
Die strukturelle finanzielle Notlage so vieler Kommunen ist seit langem ein Thema und sie wird prekärer. Daß unter diesem Umständen bislang an alles als "Einsparungspotential" gedacht wurde, an Kindergärten, den Nahverkehr, die Gehälter, die Energieversorgung, die Müllabfuhr usw., nur nicht an Museen, ist schon bemerkenswert.
Und die Befürchtungen von Uta Beier gelten auch nicht bereits vollzogenen, sondern drohenden Schließungen. Die droht dem Museum für Naturkunde in Dessau, dem Werkzeugmuseum in Remscheid ebenso und für das Kunstmuseum Mülheim sucht man einen neuen Träger.
Dort wird sichtbar, daß es nicht so sehr die - mögliche Schließung - ist, die bedrohlich ist, sondern die Phantasielosoigkeit der Verantwortlichen im Umgang mit der Situation.
Der Kulturdezernent von Mühlheim hofft auf einen "Prinzen" oder auf einen "reichen Menschen". Daß er mit einer solchen Rettung - Privatisierung, Zerstörung der öffentlichen Trägerschaft - möglicherweise das Museum auch zugrunde richtet, sieht er nicht.
Daß Museen tatsächlich geschlossen werden, kommt noch recht selten vor. Dann gibt es aber kaum Hoffnung auf Wiederbelebung. Uta Beier nennt das Fuhlrott-Museum in Wuppertal, dessen Sammlung auf andere Museen aufgeteilt wurde.
Breiter wirksam und auch nachhaltiger als einzelne Schließungen werden andere Veränderungen wirken. Die rückgängigen Besuchszahlen großer prominenter Museen werden ohne Schlussfolgerung präsentiert, aber sie würden Museen generell in eine verschärfte Legitimationskrise bringen und die Einsparungen beim Personal würden, so ein Museumsfunktionär, den Bachelor als Qualifikation für Leiter von Museen erwartbar machen.
Den Bachelor wohlgemerkt, ergänze ich mir, in einer universitären Disziplin, nicht in museologischer Kompetenz.
Was es nicht zu geben scheint: breite Diskussionen im Anlassfall über die Sinnhaftigkeit der jeweiligen Schließung. Warum sollte so etwas nicht möglich sein? Es könnten ebenso gute und zwingende Gründe für eine Schließung geltend gemacht werden, wie in einem andern Fall für eine Neugründung.
Dann könnte man die Diskussion aus der Ecke herausholen, wo sie derzeit steckt, aus der "Finanznot"-Ecke. Denn die ist kein Naturgesetz, sondern Resultat politischer und ökonomischer Entscheidunge. Und da hat man das Rennen schon verloren, bevor man an den Start geht, wenn man diese Prämisse ungefragt voraussetzt.
Nicht die merkwürdigen "Qualitätskontrollen" sollten über das Schicksal von Museen entscheiden, und auch nicht allen Rentabilitätsberechnungen, sondern eine Diskussion über den gesellschaftlichen Wert und Nutzen eines bestimmten Museums in einem bestimmten Umfeld.
Weder Prinzen noch Reiche werden die Museen retten, sondern diese selbst, wenn sie eine überzeugende Antwort auf die Frage finden, warum es sie geben muß.
Der Museumsboom ist bislang ungebrochen, das Museumswachstumm ist krisenfester als Aktienkurse. Man muß sich nicht übertrieben fürchten, wenn ein Museum auch mal geschlossen wird (und sich niemand für seine Erhaltung einsetzt). Ich mußte nur ein bißchen weiterlesen - und da war es ja schon, das neue Museum des Tages. In Leipzig wurde grade ein Bach-Museum eröffnet. Na also!

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